In der heute südlichen Spitze der Provinz Westfalen liegt der von alters her durch seinen Bergbau berühmte Kreis Siegen.
Hier hatte, wegen der großen Förderung, die Grube Viktoria unter den 60 Gruben des Kreises einen guten Ruf.
Hier am Hohen Wald an der Grenze vom heutigen Littfeld und Silberg setzen 4 Gänge auf:
1. Hangender Gangzug
2. Liegender Gangzug
3. Diagonalgang
4. Hohe Aussicht gang
Die sich von der Kuppe des Hohen Waldes Richtung Süden ziehenden Pingenzüge, lassen auf einen älteren Bergbau schließen. So wird bereits 1350 über den Stollenbetrieb auf den Gang Unverhofft Segen berichtet.
1700 war die Grube nicht genannt. Erstmalig mit Namen "Victoria" wird die Grube namentlich 1740 erwähnt. Eine neu geschlossene Gewerkschaft beginnt den 125m langen (heute Oberen) Stollen aufzufahren. 2 Jahre später übernimmt Victor Christoph Tuchtfeld die weiteren Arbeiten mit seiner Gewerkschaft, die von den Erträgen der Grube ein Waisenhaus in Berleburg betreiben wollte. Die Grube war 1743 frei gefallen und wurde nun 1744 wieder weitergeführt. Es wurde auch ein breiter Silbergang aufgeschlossen und eine Silberhütte in Varste gebaut. Nachdem er den Betrieb des Bergwerkes auf seinen Sohn übertrug, verprasste dieser leider alle Barmittel der Gewerkschaft, so dass das Bergwerk mit Schulden belastet werden musste und bald die Kosten für den laufenden Betrieb nicht mehr aufzubringen waren. Die Gläubiger übernahmen das Bergwerk und alle Gewerken verloren Ihr Eigentum.
1746 war Anselm von der Hees als Herr von Holdinghausen der Besitzer des Blei-Bergwerks und bat die fürstliche Rentkammer die bei der Grube Victoria gewonnen Erze ausführen zu dürfen und 1768 war der Abbaubetrieb wieder im vollen Gange. Der Bergmeister drängte darauf, dass die Stollenstrecken weiter im Streichen des Gang verlängert wurden, um neues Bleierz zum Abbau aufzuschließen. Außerdem empfohl der den Gewerken, ein Pochwerk anzulegen, da viel Erz zu stark verwachsen war um es sauber von Hand zu scheiden.
1779 waren die vorgerichteten beiden Gänge soweit abgebaut und es wurde daher überlegt wie man das Bleierz das mit auf das Niveau des Stollens gut anstand, weiter unter dem Stollen abbauen könnte. Dafür wurden Versuche mit einer Wassersäulenmaschine gemacht. Den Vorschlag hatte der Bergmeister Jung gemacht. Wegen der fehlenden Aufschlagwasser hatte die Anlage aber keinen Erfolg.
1785 war ein Betreiberwechsel, da das Gut von Holdinghausen verkauft wurde. 1789 lag dann auch die Grube still nachdem alle mit Handpumpen erreichbaren Erze unter dem Stollen abgebaut waren.
Im 19.Jahrhundert wurden alle Erzfunde im Bereich der Grube Victoria neu verliehen:
Die 5 Felder 1-5 der Auflistung sind am 11. März 1851 unter den Namen Victoria konsolidiert worden.
Am 28. feb 1870 folgte die Vereinigung der Felder von 6,8-18 unter dem Namen Waldmeister.
Dieses Grubenfeld Kons. Waldmeister konsolidierte dann am 21. Nov. 1873 mit Victoria und Hohe aussicht, und den Felder 19-22 der Tabelle unter dem namen Victoria.
Vor 1870 war die Grube Victoria eine Gewerkschaft „alten Rechts“ mit 128 Kuxen, wurde dann in eine Gewerkschaft „neuen Rechts“ mit 1000 Kuxen umgewandelt.
1873 waren alle 22 Grubenfelder unter dem Namen „Victoria“ konsolidiert.
In der MItte des 19. Jahrhunderts wurde dann ein neuer Stollen der “tiefe Victoria Stollen” vorgetrieben. Er wurde 450 m lang und erschloss das Bleierzvorkommen tiefer und entwässerte es, so dass es wieder abgebaut werden konnte.
1864 erwarb die Gewerkschaft Victoria das Erbstollenrecht des Heinrichsegener Erbstollens für 8000 Taler.
1890 wurde ein neuer Schacht angefangen Es war ein Doppelschacht und diente zur Förderung sowie der Ein- und Ausfahrt der Bergleute. Er erreichte ab Hängebank eine Teufe von 580m. Über zwei Blindschächte erreichte man eine Gesamtteufe von 705m.
Die Förderung geschah über eine Dampffördermaschine und eine Fördereinrichtung der Firma Vetter in Eiserfeld. Die Fördereinrichtung war mit zwei Seilscheiben und einem zweietagigen Förderkorb ausgestattet. Der Förderkorb konnte 2 Wagen oder 8 Mann transportieren.
Im Jahre 1896 wurde mit dem Bau einer neuen Aufbereitung begonnen. Diese wurde nun ca. 800 m talabwärts der Schachtanlage angelegt. Sie löste die alte Aufbereitung, die am Tiefen Victoriastollen gelegen war, ab.
Die alte Aufbereitung war der ständig ansteigenden Förderung nicht mehr gewachsen. Ab 1898 wurden die geförderten Roherze per Bremsbahn zur kurzem fertig gestellten neuen Aufbereitung transportiert. Wegen eines schweren Unglückes im gleichen Jahr beim brennen von Löchern in Teerkisten brannte die grade erst fertig gestellte Aufbereitung fast völlig ab. Der entstandene Schaden belief sich auf etwa 10.000 Mark.
1905 stellte man fest, dass der bis dato bis zu mehreren Metern mächtige schwach silberhaltige derbe Bleiglanz in den Gangmitteln des Südfeldes durch Spateisenstein verdrängt wurde und die Gänge sich insgesamt verschmälerten. Zinkblende fehlte hier völlig. Später wurde im Tiefbau in der 315-m-Sohle im Nordfeld ein in den oberen Sohlen nicht bekanntes Silberreiches Bleierzmittel welches auch reichlich Zinkblende führte aufgeschlossen.
1909 nimmt der Märkische Bergwerksverein in Lethmate die Gelegenheit wahr die Gewerkschaft Viktoria zu erwerben, sowie die 1903 neu gegründete Gewerkschaft Altenberg (Diese umfasst den gesamten Bergbaubezirk von Altenberg, Heinrichssegen und Wildermann).
Die Kuxe von Victoria werden mit 2270 bewertet und gegen Aktien des Bergwerkvereins umgetauscht, dessen Erzbasis durch Erschöpfung der Iserlohner Zinkerz- und Galmeigruben und „besondere Umstände“ zusammengeschrumpft war.
1919 wurden die beiden Nachbargruben Victoria und Heinrichssegen konsolidiert. Das brachte einige Vorteile. Die Strecken konnten nun durchschlägig gemacht werden und auf der Nachbarzeche konnte aus dem anderen Grubenfeld mitgefördert werden. Außerdem konnte der tiefe Stollen von Heinrichsegen nun bis nach Victoria getrieben werden, um die Wasserhaltungskosten zu reduzieren.
1923 übernimmt die Bergbau-Aktiengesellschaft-Lothringen den gesamten Grubenbesitz. Doch bereits einige Jahre später kam die Grube in wirtschaftliche Probleme, so dass die sie am 31.12.1927 offiziell aus Rentabilitätsgründen stillgelegt wird.
Noch bis 1965 wurde Gold und Silber als Bestandteile des Förderguts der Siegerländer Gruben in der Flotation der Grube Viktoria gewonnen.
Die erzeugten Kupferkonzentrate enthielten zwischen 30 und 60 Gramm Silber und zwischen 5 und 10 Gramm Gold pro Tonne.
Der Beitrag basiert auf eigenen Recherchen in der u.g. Literatur und Quellen in Archiven sowie Geländebegehungen, zur Erstellung eines Aufsatzes über die Wasserwirtschaft der Grube Victoria im 19. Jahrhundert. Dies ist eine Kurzfassung daraus.
Literatur:
Johann Philipp Becher: Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande nebst einer Geschichte des Siegenschen Hütten- und Hammerwesens. Marburg 1789.
Walter Fenchel: Die Sideriterzgänge im Siegerland-Wied-Distrikt. Stuttgart 1985
Rolf Klostermann: Der Bergbau in Iserlohn
Wingolf Scherer: Die Reichsfreiherrschaft Burgholdinghausen unter Anselm Franz von und zu der Hees und seinen Erben in: Siegerland Bd. 56 Heft 3/4 S. 140-156
Rainer Slotta Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland: Eisenerzbergbau Bochum 1975
Norbert Stötzel: Die Grube "Victoria" in Littfeld. in Siederländer Heimatkalender 83 (2008) S. 145-152
“Theobald oder die Schwärmer” in : Sämmtliche Schriften, Sechster Band 1837 Stuttgart S. 97-100
Quellen:
Bochumer Bergbau Archiv Bestand 127 Nr. 39 Berechtsame der Bleierzgrube Victoria.